9 months in, 9 months out
Holy Cow – mein Baby ist 9 Monate alt! NEUN MONATE. Das ist so lange, wie sie in meinem Bauch war. Und heute feiern wir ihren 9. Monatstag. 39 Wochen. 273 Tage. 18 Monate des Lebens und Wachsens. Das ist absolut irre für mich. Immer noch. Dieses kleine Wesen gehört zu uns. Für immer.
Ich möchte in diesem Artikel mein ehrliches Resümee der letzten 18 Monate mit dir teilen. Denn es sind so unglaublich viele Veränderungen passiert, sowohl körperlich als auch mental, die mich immer wieder in Ehrfurcht versetzen, wenn ich darüber nachdenke.
#9monthsin9monthsout
Auf Social Media findet man unter dem Hashtag #9monthsin9monthsout unzählige ‚vorher-nachher‘ Bilder. Auf dem linken Bild ein großer, runder Babybauch. Auf dem Rechten der ‚After-Baby-Body‘. Zumeist begleitet von einem (be)urteilenden Statement. So was wie ‚endlich wieder meine alte Form!‘ oder ‚ich habe immer noch ein paar Kilos zu verlieren‘. Mit einem positiven ‚was mein Körper alles geleistet hat!‘ wird die vorherige Selbstkritik diplomatisch abgerundet.
Man erwischt sich dann vielleicht auch selbst beim kritischen Vergleichen und der Beurteilung des eigenen Körpers. Wow! Sehe ich auch so fit aus wie sie? Können Fremde, die mich nicht kennen sehen, dass ich kürzlich ein Baby bekommen habe? Habe ich die Babykilos schnell genug abgenommen? Wird mein Busen jemals wieder so aussehen wie früher? Vermutlich nicht.
Zu viele Gedanken werden online, vor dem Spiegel oder unter der Dusche verschwendet, um den eigenen Körper zu begutachten und zu bewerten. Eine ungesunde Zeitverschwendung. Anstatt sich und seinen weiblichen Körper ausnahmslos zu feiern für die Wunder, die er vollbracht hat!
„Nein, ich fühle mich noch nicht wie vorher. Nein, ich bin noch nicht wieder 100 % in meinem Körper angekommen.“
Körpergefühl und Wertschätzung
Seit 18 Monaten nährt mein Körper einen zweiten Menschen. 15 davon ausschließlich. WAS FÜR EINE LEISTUNG! Eigentlich völlig verrückt und wahrlich ein Wunder, wie die Natur das alles eingerichtet hat.
Seit Monaten funktioniere ich also im 24/7 Dauermodus. Immer noch stillend und mit chronischem Schlafmangel schleppt mein Körper einen mittlerweile ziemlich schwer gewordenen Zwerg durch die Gegend und schafft täglich Höchstleistungen.
Ein Grund für Ehrfurcht, Respekt und unglaubliche Dankbarkeit gegenüber dem eigenen Körper. Und das habe ich auch!
Und trotzdem muss ich so ehrlich sein und sagen: Nein. Nein, ich fühle mich noch nicht ‚wie vorher‘. Nein, ich bin noch nicht wieder 100 % in meinem Körper angekommen und JA auch ich fühle mich manchmal unwohl, einfach noch nicht ganz ‚ich‘.
Aber eigentlich darf man das ja nicht laut sagen, wenn man kein Augenrollen kassieren möchte. Ich möchte es aber aussprechen, um zu zeigen, dass es normal ist. Es ist normal, dass man manchmal etwas braucht, um mit den unglaublichen Veränderungen seines Körpers zurechtzukommen. Ich bin wahrlich fasziniert davon, wie schnell sich mein Körper von der Schwangerschaft erholt hat!
Schon wenige Stunden nach der Geburt war der Bauch stark zurückgezogen und wenige Tage später für einen mir Fremden kaum zu sehen. Ein Wunder der weibliche Körper!
Aber ganz schön heftig eben.
Realitätscheck und Selbstliebe
Jetzt, neun Monate nach der Schwangerschaft, ist der Bauch quasi weg. Nur noch an der etwas lockeren Haut ist für mich erkennbar, dass hier mal eine Kugel war.
Und doch ist alles anders.
Meine Brüste sind sichtlich größer. Ganze zwei Nummern. Ich habe etwas Cellulitis an den Oberschenkeln, die vorher nicht da war. An meinen Hüften ist noch etwas ‚Milchreserve‘ gebunkert und mein Gesicht ist mit einigen Pigmentflecken verziert.
Und trotzdem fühle ich mich im Großen und Ganzen sehr wohl. Und bin vor allem stolz!
Stolz, was mein Körper alles kann und was er uns geschenkt hat. Unsere Tochter.
Ich persönlich bin auch der Meinung, dass ein Vergleich mit seinem eigenen Selbst vor der Schwangerschaft völliger Unsinn ist. Denn es war eben VOR DER SCHWANGERSCHAFT. Da ist ein Mensch in einem herangewachsen. Es ist nicht nur normal, sondern zu erwarten, dass wir uns dadurch verändern.
Außerdem verändern wir uns unser ganzes Leben! Mal deutlicher und mal weniger deutlich.
Für mich stellt sich überhaupt die Frage: Sollten wir dem so viel Bedeutung geben? Gibt es nicht so viel wichtigere Dinge?
Geist vs. Körper
Ich glaube ja, dass viel von dem gelegentlichen Unwohlsein oder ‚nicht angekommen sein‘ gar nicht wirklich, was mit der Optik zu tun hat. Zumindest gibt es für mich persönlich Wichtigeres als das perfekte Aussehen. Was nicht heißen soll, dass du oder jemand anderer seine Werte anders sortieren kann!
Ich denke allerdings, dass eben das Wohlfühlen mit sich selbst und im eigenen Körper sehr viel auch mit dem mentalen Ankommen zu tun hat. Mit der Zeit, die ich für mich hab oder eben nicht, in der ich mich nur um mich kümmern kann. Mit dem Yoga, dass jetzt oft etwas zu kurz kommt und die dadurch entstehenden Verspannungen oder Steifigkeiten.
Ganz abgesehen davon, dass es kein Geheimnis ist, dass unsere Körperfunktionen unter Stress nur suboptimal funktionieren, dürfen wir uns also wieder mehr um uns kümmern.
‚Selfcare‘ sagt man heute dazu.
„Mein Freund nennt mich manchmal liebevoll ,Mäuschen‘. Seit dem Ende des ersten Trimesters war von diesem Mäuschen recht wenig über.“
Prioritäten setzen und die eigenen Werte definieren
Eine Sache, die es glaube ich für jeden gilt herauszufinden, sind seine eigenen Wertvorstellungen. Die ändern sich oftmals im Laufe des Elterndaseins. Ich glaube, dass viel Unrund-Sein und Stress im Alltag auch oft davon kommt, dass man seine (neuen) Werte nicht klar definiert hat. Wenn es mir nämlich superwichtig ist, einen beweglichen, gesunden Körper zu haben, dann kann ich ohne schlechtem Gewissen die Hausarbeit auch mal auf später verschieben und mich um mich selbst kümmern. Oder vielleicht ist es gar nicht MEINE Notwendigkeit, bereits wenige Monate nach der Schwangerschaft wie ein Fitnessmodell auszusehen. Vielleicht habe ich diese Wertvorstellung von Social Media oder Ähnlichem übernommen.
Mit dieser klaren Erkenntnis kann ich wiederum mein Kind zur Priorität machen, ohne gestresst zu sein, dass sich heute wieder keine 10 Kniebeugen ausgegangen sind. Um mehrere dieser Dinge zu vereinen, ist natürlich Kreativität und Organisation gefragt. Ich denke auch hier dürfen wir geduldig und nachsichtig mit uns sein und uns Zeit geben, in diese neue Rolle hineinzufinden.
Mentale Veränderung – vom Mäuschen zur Löwin
Was mich allerdings fast mehr fasziniert als die körperlichen Veränderung während und nach der Schwangerschaft, ist die mentale Wandlung.
Mein Freund nennt mich manchmal liebevoll ‚Mäuschen‘. Ich muss zugeben, seit etwa dem Ende des ersten Trimesters war von diesem ‚Mäuschen’ recht wenig über.
Es gibt diesen Begriff ‚Löwenmama‘ und ich muss sagen, jetzt verstehe ich die Bedeutung dahinter. Es ist schier unglaublich, wie klar manche Ansichten und Einstellungen werden und wie nahezu unantastbar diese sind. Der Beschützerinstinkt läuft auf Hochtouren und banale Dinge, die zuvor potenzielles Diskussionspotenzial lieferten, sind nun nicht der Rede wert oder ganz klar in Stein gemeißelt.
Man fühlt sich auf eine gewisse Art und Weise total verletzlich. Und gleichzeitig ist meine Resilienz sowohl geistig als auch körperlich um ein Vielfaches gewachsen.
Wie genau ich die Löwin in mir lebe, sie stärke und gleichzeitig aber auch in Zaum halte, möchte ich euch im nächsten Artikel erzählen.
Eines möchte ich noch abschließend zu meinem 9-Monats-Resümee sagen:
Es gab bisher kaum Momente in meinem Leben, in denen ich mich mehr selbst entdecken durfte wie in den letzten 18 Monaten. In denen ich schneller und härter lernen durfte und in denen ich so sehr zu mir selbst gefunden hab wie jetzt.
Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei allen Freunden, Familie und bei euch, meiner Community, bedanken, dass ihr mit mir diese Veränderungen geht und mich dabei begleitet!
Es ist wirklich eine wundervolle und aufregende Reise durchs Mutterwerden, und es ist noch schöner, wenn man sie teilen darf.
Jasmin Spanitz
Jasmins Geburtsbericht: Meine Hausgeburt
Insgeheim wusste Jasmin bereits am Tag vor der Geburt ihrer zweiten Tochter, dass es jetzt bald losgehen würde. Zwei Dinge mussten allerdings noch erledigt werden bevor sie richtig losslassen konnte. Vielen Dank liebe Jasmin für Deinen Gänsehaut-Bericht zu Eurer Hausgeburt.
Mein Weg zur Hausgeburt
Jasmin schreibt darüber, warum man nicht immer das Ende wissen muss, um den Anfang zu wagen. Was das Leben für uns bereit hält, wenn wir auf uns vertrauen und warum wahre Sicherheit nur von innen kommt.
Durch dich lerne ich, für dich wachse ich.
Ein Jahr ist es nun her, dass Jasmin diese Kolumne begonnen hat. Ein Jahr Mama-Sein. Ein Jahr Wachstum in ungeahntem Ausmaß.
Fast ein wenig nostalgisch verfasst sie den letzten Artikel und blickt ehrfürchtig auf die vergangenen 12 Monate zurück.
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