Übelkeit in der Schwangerschaft
Frau S. klagt über ihre andauernde Übelkeit in der Frühschwangerschaft. Sie könne fast nichts mehr essen und das Trinken sei auch schwierig. Dazu käme noch die Geruchsempfindlichkeit und daraus resultiere dann eine immense Schwäche. Aber man könne ja nichts machen, gibt Frau S. resignierend beim Mutter-Kind-Pass-Gespräch an.
Die Übelkeit zählt zu den am weitest verbreiteten Schwangerschaftsbeschwerden, die bedingt durch hormonelle Veränderungen, am Beginn der Schwangerschaft auftritt.
Eine Frau ist in der Schwangerschaft allerdings nicht immer oder durchgehend mit Übelkeit geplagt. Manche haben keine Übelkeit, andere durchaus nur zu bestimmten Tageszeiten oder Bedingungen. Wieder andere sind „nur“ geruchsempfindlich und reagieren darauf dann mit Übelkeit und zeitweise auch erbrechen.
Stress führt immer zu einer Verschlechterung
Positiv beeinflussen kann man die Übelkeit in der Schwangerschaft, wenn man versucht, jeglichen Stress nach Möglichkeit zu reduzieren, da dieser immer zu einer Verschlechterung und Verstärkung des Problems führt. Die Ansprüche, denen Frauen heute gerecht werden (müssen), sind enorm.
Hierzu zählen Alltagsanforderungen wie Job, Familie, Beziehungen, Haushalt etc. als auch zahlreiche Gedanken, die frau sich in dieser Zeit des Umbruchs macht.
Ängste über die Zukunft mit einem Kind („Kann ich das alles bewältigen?“, „Werde ich eine gute Mutter sein?“, „Ist mein Baby gesund?“) bis hin zur Angst vor der Geburt werden auf diese Weise oft zum ständigen Begleiter.
Kommen dann noch Grunderkrankungen oder eine ungesunde Lebensweise hinzu, äußert sich das meist in einem – mehr oder weniger – starken Brechreiz. Auch Erbrechen, Ekel vor Speisen, Kopfschmerzen, eine Melancholie oder leichte Reizbarkeit sind sehr häufig auftretende Probleme.
„Betroffene Frauen sollen darauf achten, genügend Pausen und Zeit für Wohltuendes einzuplanen.“
Glücklicherweise selten tritt die sogenannte Hyperemesis – also ein schweres, unstillbares Erbrechen – mit Entgleisungen des Wasser- und Elektrolythaushalts auf. Diese Form benötigt unter Umständen einen Krankenhausaufenthalt mit Behandlung.
Die „normale“ Schwangerschaftsübelkeit hingegen kann frau zu Hause mit einigen Umstellungen und alternativen Therapien in den Griff bekommen.
Betroffene Frauen sollten darauf achten ausreichend Pausen einzuplanen, notfalls auch Powernaps zu machen, gut zu essen und zu trinken und wohltuende Dinge – wie eine Massage, Musikhören, ein gutes Gespräch – einplanen.
Tipps gegen Übelkeit:
- Reduktion von körperlichem und psychischem Stress: Ich gebe meinen Patientinnen immer den Tipp in sich zu gehen, und nachzudenken, welche Umstände Stress in der jetzigen Situation verursachen. Anschließend sollen sie selbst entscheiden, welche Faktoren man ändern oder streichen kann, um zu mehr Wohlbefinden zu gelangen.
- Vor dem Aufstehen eine Kleinigkeit essen.
- Beim Auftreten eines Hungergefühls sofort essen! Hier ist es wichtig, kleine Mahlzeiten (z. B. Nüsse, ein Stück Obst etc.) in der Handtasche mitzuführen und diese auch in etwas unangenehmeren
Situationen (z.B. innerhalb eines Meetings) zu sich zu nehmen. Meist stößt eine Erklärung über die Tatsache der Schwangerschaft bei den Teilnehmer*innen der Besprechung auf absolutes Verständnis. - Dinge essen, auf die man eher Appetit hat.
- Wenn Wasser trinken nicht möglich ist (kommt häufig in Zusammenhang mit SS-Übelkeit vor), kann Wasser mit Geschmack (z.B. Zitrone, Orange, Minze, etc.) oder Verdünnsaft getrunken werden. Dies ist wesentlich besser als nichts zu trinken, denn dann tritt das nächste Problem auf. Zuwenig trinken begünstigt Schwindel, eine allgemeine Schwäche, Harnwegsinfekte oder auch Verstopfungen in der Schwangerschaft!
- Ausreichend Schlaf und moderate Bewegung.
- Therapieformen wie Homöopathie, Akupunktur, Akupressur, Akupunktmassage etc. helfen auch sehr gut. Meist erreicht man damit eine Reduktion oder sogar ein Ende der SS-Übelkeit. Viele Hebammen bieten solche Therapieformen und Hilfestellungen an.
„Anpassungsvorgänge in der Schwangerschaft bieten die Chance, bereits jetzt für sich und das Baby einzustehen.“
Nicht nur lästige Begleiter sondern auch Chance
Dieser belastende „Ausnahmezustand“ besteht meist nur bis zur 12. Schwangerschaftswoche und ist daher absehbar. Dennoch möchte ich alle Frauen ermutigen, sich diesbezüglich Hilfe zu suchen. Es ist nicht nötig, sich der Übelkeit einfach nur zu ergeben, denn …
… SELBST IST DIE FRAU!
Die Anpassungsvorgänge in der Schwangerschaft, die Veränderungen etc. sind nicht nur lästige Begleiter, sondern auch die Chance, schon lange änderungswürdige Situationen anzugehen und für sich selbst (und das Baby) einzustehen.
Ich wünsche euch ganz viel Mut, diese Herausforderung des Lebens anzunehmen und das unglaublich persönliche Entwicklungspotential einer Schwangerschaft zu nutzen!
Hebamme Maria Guldner
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